»Löwenblume« erfreute sich großer Anziehungskraft
Jugendkirche »marie« präsentierte elftes Wintermärchen | viel Beifall für Schauspielkunst und Inszenierung
Die Premiere des Wintermärchens »Die Löwenblume« begeisterte die
Zuschauer. In der Neustädter Kirche präsentierten die Akteure der
Jugendkirche »marie« überzeugend ihre moderne Version der bekannten
Geschichte.
Einbeck (mru). Von der Premiere des Stückes »Die
Löwenblume«, dem elften Wintermärchen der Jugendkirche »marie«, waren
die Zuschauer in der Neustädter Kirche begeistert. Die Inszenierung
überzeugte mit schauspielerischer Leistung, Wortwitz und
Situationskomik, bei der auch das Publikum mit eingebunden wurde.
Das Märchen »Die Schöne und das Biest« gibt es in unterschiedlichen
Fassungen, jetzt auch in einer speziellen der Jugendkirche »marie«. Die
wahrscheinlich älteste Version ist im »Goldenen Esel« von Apulius zu
finden. Dort heißen die Hauptfiguren Amor und Psyche. Die Erzählung
spielt in der Sphäre der Götter.
Viele unterschiedliche
Bühnenbearbeitungen und Verfilmungen existieren. Von denen und von
französischen, italienischen und deutschen Varianten ließ sich das
Ensemble inspirieren und erstellte mit »Die Löwenblume« eine eigene
Fassung, die das Publikum faszinierte.
In dem Märchen hat ein
Kaufmann zwei Töchter und einen Sohn. Die Kinder sind sein Stolz, er
erfüllt ihnen jeden Wunsch. Sie leben im Luxus und besuchen auch
gesellschaftliche Ereignisse. Bei einer Reise verunglückt der Vater, so
dass die Kinder ihn, aber auch den Reichtum verlieren. Mit ihrer Tante
zogen sie auf das Land und führen dort ein beschauliches Leben.
In der Fassung der Jugendkirche »marie« ist die jüngste Tochter »Rose«
(Martina Nölting) die »Schöne«, ein tugendhaftes und die Familie
liebendes Mädchen. Es sieht gut aus, arbeitetet aber lieber im Garten,
als sich schick anzuziehen. Ihre ältere Schwester Rachel (Svenja
Schiegl) liebt den Luxus, Bruder Raphael (Marc Hertwig) kommt gegen ihre
Dominanz nicht an. Seinen Unmut erkennt man in oft in seiner Mimik.
Ihrer Tante Reinhild (Tabea Kreykenbohm) hilft Rose im Haushalt und im
Garten, und sie wünscht sich von ihr im Gegensatz zu den Geschwistern
als Mitbringsel keine Luxusgegenstände, sondern eine »Löwenblume«.
Bei der Rückreise zur Familie verirrt sich Reinhild im Wald. Auf der
Suche nach einem Unterschlupf gelangt sie in ein prächtiges Schloss samt
Marmorboden und exquisitem Interieur. Bedient von den drei Dienern
Elian Aetas (Jan-Christoph Brockmann), Pepper (Julia Waßmuth) und Sven
»Duda« (Nevethan Arulmohan), durch Magie vermenschlichte Standuhr,
Pfefferstreuer und Wandvorhang, wird ihr große Gastfreundlichkeit
gewährt samt erlesenen Speisen und Getränken sowie Geschenken. Als
Reinhild am nächsten Morgen das Schloss verlassen will, sieht sie im
Garten eine Rosenblume und erinnert sich an den Wunsch von Rose. Als die
besondere Blume pflückt, erscheint eine abscheuliche Kreatur, das Biest
(Finn Kröß).
Es ist sauer, wie Reinhild seine Gastfreundlichkeit
missbraucht, da sie ihn bestehlen will. Als Strafe muss sie für immer
im Schloss verweilen. Die Tante bittet, noch einmal nach Hause reisen zu
dürfen, und erzählt von ihrer jüngsten Nichte, für die sie die Blume
pflückte. Das Biest gestattet ihr, Rose das Gewünschte zu bringen, aber
nur, wenn sie wiederkommt und dann für immer im Schloss bleibt.
Statt der Tante kehrt aber Rose ins Schloss zurück, was das Biest
erzürnt. Als Ersatz für ihre Tante muss sie im Schloss verweilen. Sie
lebt zwar im Luxus, doch fühlt sich einsam. Alle Freuden wie der Besuch
des Gartens mit den Löwenblumen werden ihr verwehrt. Zuerst aggressiv,
dann immer verzweifelter versucht das Biest die Schöne davon zu
überzeugen, für immer bei ihr zu bleiben. Dieses lehnt sie ab, da sie
Sehnsucht nach ihrer Familie hat.
In ihrer Not bekommt sie Hilfe von
Liska (Henrieke Conrad), der quirligen Schwester des Biestes, die ihr
auch den Zugang zum Zauberspiegels ermöglicht. Mit ihm kann Rose sehen,
wie es ihrer Familie geht, aber auch in die Vergangenheit.
Bei
einem Ball zu Lebzeiten ihres Vaters begegnete sie dem Fürsten Leonardo
(Louis Fis Francia), der von ihr angetan war. Er regierte zuerst als
gütiger Herrscher mit Unterstützung von seiner Freundin Jelena
(Franziska Gabriel) und dem Berater Johann Äger (Viktor Peter
Schwerdtfeger). Sein Ziel war, die Magie aus seinem Fürstentum zu
verbannen. Bei dem Vorgehen zog er sich nicht nur den Unmut des Volkes
zu, sondern auch den seiner Schwester, da er immer aggressiver,
unnahbarer und unmenschlicher wurde. Liska wünschte sich, dass Leonardo
zu einem Monster werde, damit jeder sehen kann, wie schlecht und
verdorben sein Charakter ist. Dies ging in Erfüllung.
Neben der
Mutation zum Biest verschwand auch das Schloss. Jelena sucht in der
Folge mit Johann Äger, der angibt, einen Bachelor der Spurensuche zu
besitzen, nach dem verschwundenen Fürsten, um ihn wiederzufinden. Nach
langer Reise führt sie ihr Weg ins Schloss, wo sie auf das Biest
treffen. Jelena will es erschießen, Liska kann das in letzter Sekunde
verhindern.
Raphael und vor allem Rachel sehnen sich nach ihrer
Schwester, nicht weil sie sie so sehr lieben, sondern weil Rose ihnen so
viel Hausarbeit abnahm. Gemeinsam gelangen sie ins Schloss, wo vor
allem die ältere Schwester großen Neid bei dem gebotenen Luxus verspürt.
Sie spielen ihr vor, dass die Tante an einer schlimmen Krankheit
leidet, so dass Rose mit ihren Geschwister die Reise nach Hause antritt.
Daran, dass die Schöne ihn verlassen hat, verzweifelt das Biest. Mit
Einsatz des Zauberspiegels kann Liska Rose ins Schloss zurückholen, um
ihren Bruder zu retten. Die Schöne verspricht dem Biest, für immer bei
ihm bleiben zu wollen, darauf verwandelt es sich wieder in den Fürsten
Leonardo.
Vier Monate hat das Ensemble in die Vorbereitung des
Wintermärchens investiert. Es entstand eine außergewöhnliche Version von
»Die Schöne und das Biest« mit zwölf einzigartigen Rollen, die
individuell mit »Leben« gefüllt wurden. Die »einfache«, aber in der
Realisierung nicht leicht umsetzbare Kulisse samt Ballsaal, Spiegel,
Garten und Gemach beeindruckte. Mit viel Spielfreude und Wortwitz
faszinierten die Künstler bei der Premiere.
Immer wieder entstand
Situationskomik, wenn unter anderem Elian Aetas (Jan-Christoph
Brockmann) den Herrn mit »Unsere Zotteligkeit« rief oder als ehemalige
Standuhr ab und zu ins Stocken geriet. Sven »Duda« (Nevethan Arulmohan)
liebte es, als vormalige Standuhr in Pausen abzuhängen oder das Biest
nachzuahmen. Pepper (Jula Waßmuth) nieste durch den vielen Gebrauch von
Pfeffer oft auch in unpassenden Momenten, wenn sie zum Beispiel den
Tisch abdeckte. Die quirlige, liebenswerte Liska (Henrike Conrad), die
Ironie nicht verstand, wurde überaus eifersüchtig, wenn sich das
»Luxusgirl« Rachel (Svenja Schiegl) dem Jäger und Berater des Fürsten,
Johann Äger (Viktor Peter Schwerdtfeger), der Abschlüsse in vielen
Bereichen vorgab, näherte. Raphael (Marc Hertwig) litt unter der
Dominanz von Rachel, seine Gefühlschwankungen stellte er überzeugend
nonverbal dar. Leonardo (Louis Fis Francia) erachtete sich als größten
und besten Fürsten, nur er allein könne die Probleme des Reiches lösen,
die Hilfe der multitalentierten Jelena (Franzsika Gabriel), die auch mit
Pfeil und Bogen umzugehen wusste, lehnte er ab. Tante Reinhild (Tabea
Kreykenbohm) sorgte sich um ihre Lieben, setzte dabei aber oft auf die
»falsche« Rachel. Rose (Martina Nölting) baute kontinuierlich ein
Vertrauensverhältnis zu Liska und »ihren« drei Dienern auf, und sie zog
das Publikum und das Biest (Finn Kröß) in ihren Bann, so dass die
gutturalen Laute immer seltener wurden, die gegenseitige Zuneigung wuchs
stetig.
Die Premiere war ein überragender Erfolg, bei der jedes
Detail zusammenpasste, ob Bühnendekoration, Kostüme, Make-Up, Licht- und
Soundtechnik, Inszenierung oder Schauspielerei. Regie und künstlerische
Leitung lagen bei Marc Hertwig und Lia-Marlin von Oesen. Bei Kostümen
und Bühnenbild erhielten sie Hilfe von Dorit Illemann, bei Choreografien
von Viktor Schwerdtfeger. Die Bühne baute Philipp Neugebauer.
Unterstützung im Büro boten Holger von Oesen, Ursula Schröder von Oesen,
Finn Kröß und Marlene Wenzig. Für Schminke waren Lea-Kirin Körber,
Michelle Wehe, Linda Lüdecke, Fabienne Meyer verantwortlich. Die
musikalische Leitung hatten Franziska Gabriel und Nevethan Arulmohan,
die Crewleitung Madeleine Jaeger und Johannes Schier. Für Technik,
Video, Grafik und Ton setzten sich Patrick Lampe, Marvin Rose, Felix
Banning, Tom Astein, Ronja Schreiner und Marvin Schoppe ein.
Diakon Holger von Oesen dankte allen Beteiligten für die wochenlange
Vorbereitung, und er freute sich, dass das Theaterstück dem Publikum so
gefiel. »Es ist wie ein Sonnenstrahl. Ich kann ihm nicht widerstehen«,
gemäß der Aussage aus dem Lied »Mehr davon« von Tim Bendzko sei es auch
mit der »Löwenblume«. Sie übe eine große Anziehungskraft aus, man könne
ihr nicht widerstehen.
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